„Nai hämmer gsait!!“
hörte man da und dort von Demonstrantinnen und Demonstranten, darunter auch viele Jägerinnen und Jäger der Kreisjägervereinigung Emmendingen e.V., am letzten Freitag, 15. Januar in Kappel, Taubergießen, als deutliche Erinnerung an den erfolgreichen Widerstand der einheimischen Bevölkerung gegen ein früheres staatliches Großprojekt in Wyhl.
Anlaß war der anscheinend kurzfristig anberaumte Besuch des Ministers Untersteller am alten Zollhaus in Kappel, weshalb die Bürgerinitiative „Polder Wyhl / Weisweil So nitt!!“ zu einer Demonstration aufgerufen hatte. Trotz klirrender Kälte und Wartezeit auf den Minister von über 1 Std. war eine bemerkenswert große Zahl von Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu verzeichnen.
Der Hintergrund für unser Engagement als Jäger, Wildtier- und Naturschützer:
Auf völliges Unverständnis und entschlossenen Widerstand der Revierpächter und Jäger in den Rheinanliegerrevieren im Hegering Unterer Breisgau - Kaiserstuhl, wie auch der ortsansässigen Bevölkerung und Lokalpolitiker stoßen die Pläne des Regierungspräsidiums, diese seit mehr als 150 Jahre gewachsenen empfindlichen und großenteils auch unter Naturschutz stehenden Ökosysteme an 60 Tagen im Jahr großflächig zu überfluten, um so Flora und Fauna in Richtung eines ökologischen Zustandes von vor mehr als 150 Jahren zurück zu «erziehen». Schon bei den bisherigen Überflutungen sind nach den Beobachtungen unserer Mitglieder neben massiven nachhaltigen Verschmutzungen von Gewässern und Böden, auch mit Eintrag von z.B. Mikroplastik, bei allen jagdbaren und geschützten Tierarten große Verluste entstanden.
Wir Jäger haben den gesetzlichen Auftrag (gem. JWMG), einen artenreichen und gesunden Wildbestand zu erhalten sowie die Pflege und Sicherung seiner Lebensgrundlagen zu gewährleisten.
Nach unserer Überzeugung sind wir mit diesem expliziten, gesetzlichen Auftrag geradezu verpflichtet, der nachhaltigen Schädigung der Wildtierpopulationen und ihrer Lebensgrundlagen durch diese ministeriellen Flutungspläne entschlossen entgegenzutreten.
Dabei ist doch auch jedem naturinteressierten Bürger klar, daß man ein in Jahrhunderten gewachsenes Ökosystem nicht nach irgendjemandes Schreibtischideen einfach mal ‚umerziehen‘ kann, sondern daß dies nichts anderes als die nachhaltige Zerstörung der hiesigen geschützten Flora und Fauna zur Folge hätte! Derart schädliche Eingriffe stehen nach unserer Auffassung und der vieler Betroffener auch im Widerspruch zu den geltenden Natur- und Tierschutzgesetzen.
Wie gegenüber dem zuständigen Ministerium des Herrn Untersteller schon mehrfach ausführlich dargelegt und begründet wurde, ist der beabsichtigte Effekt des Hochwasserschutzes für die Rhein-Unterlieger durch die sog. ‚Schlutenlösung‘ auch ohne die u.E. nicht zu verantwortenden, willkürlichen Naturzerstörungen zu erreichen. Es gibt bis heute absolut keinen uns bekannten, nachzuvollziehenden Grund, diese naturschonende Lösung nicht in erster Linie zu verfolgen und nach einigen Jahren seriös zu evaluieren.
(Zwischenruf Internetredakteur:
Was sollte schon an Vernunft von einem Ministerium zu erwarten sein, dessen ‚Experten‘ bei den jüngsten Wolfsrissen einen 1,20 m hohen Zaun für eine wirksame ‚Erstmaßnahme‘ zur Wolfsabwehr halten; die Wirksamkeit könnte höchstens darin bestehen, daß sich ein Wolf beim Anblick totlacht ;-)) Wir hoffen dennoch, daß man sich im Ministerium in der Frage ' Schlutenlösung' besinnt und kompromißbereit zeigt!)
Wenn es aber keine nachvollziehbaren faktenbasierten Gründe gegen dieses rationale Vorgehen gibt und seitens Ministerium der lange geforderte Dialog mit den Betroffenen vor Ort offenbar systematisch vermieden wird, muß man sich nicht wundern, wenn der naheliegende Verdacht aufkommt, daß hier wohl lediglich politisch-ideologische Motive vorliegen, die auf Kosten der Natur rein machtpolitisch durchgesetzt werden sollen.
Daß eben dies in der Vergangenheit in der Region ja schon einmal versucht worden und am entschlossenen Widerstand der Bevölkerung gescheitert ist, sollte den Verantwortlichen zu denken geben, wenn schon Faktenwissen und Vernunft nicht ausreichen sollten.
Bitte gerne Kommentare an info(at)jaeger-emmmendingen.de schreiben.
Sofern der Inhalt veröffentlichungsfähig (keine Beleidigungen etc.) ist, werden wir eine repräsentative Auswahl nach ‚pro‘ und ‚contra‘ hier veröffentlichen, sofern Beteiligung.
Die Badische Zeitung hat von der Protestveranstaltung >> HIER und von unserer Position als Jäger >> HIER 2 Artikel veröffentlicht.
Aktuelle Ergänzung:
Nach Meldung der Badischen Zeitung v. 13.02. >> Hier! bietet das Regierungspräsidium Frbg. nun einen sog. Kompromiss an, wonach auf die großflächigen Flutungen während der Bauzeit von 6 Jahren vorläufig verzichtet werden und die sog. Schlutenlösung, wie von der Bürgerinitiative und den Anliegergemeinden vorgeschlagen, zur Anwendung kommen soll.
Es bleibt abzuwarten, wie eine ggf. verbindliche Zusage und die Perspektive nach der Bauzeit im Detail konkret aussehen. Immerhin scheint sich aber auf Seiten des Ministeriums nun etwas zu bewegen!





